… der Landwirtschaftskammer als Wunschkonzert zum Ablenken anstatt Problemlösungen!
Die Kammerführung der Steirischen Landwirtschaftskammer hat also nun ein Vorhabens-Paket für den Bauernstand präsentiert, wie man das Zusperren von weiteren 35.000 Betrieben stoppen will!
Zur Erinnerung
In den letzten 15 Jahren (seit dem EU-Betritt) haben knapp 35.000 steirische Betriebe ihre Stalltüren, ihre Tore zugesperrt oder ihre Bewirtschaftung eingestellt. Nun, es ist durchaus löblich, wenn die Standesvertretung versucht, neue Wege für die Bauern zu finden!
Nebenschauplätze und nicht die Brennpunkte
Das Problem an der ganzen Sache ist aber, dass man sich auf Nebenschauplätze hin begibt und nicht dort hingeht, wo es brennt – wo es weh tut. Das erinnert an ein Fußballspiel, wo die Stürmer den Strafraum meiden oder die Verteidiger sich nicht ums Verteidigen kümmern bzw. der Tormann mit Schmähparaden glänzen will! Die nun präsentierten „Fit für 2030“ Ansätze erinnern daher eher an Märchenbücher als an ersthafte Lösungen. Denn was nutzen Visionen, wenn reale nicht gelöste Fakten die Bauern bereits vor 2030 von den Betrieben wegspülen?! Beispiele für Nebenschauplätze?
1) 50 % der Schweineställe sollen sehr tierfreundlich sein!
Man fragt sich, warum nicht alle? Schließlich ist es das Grundverständnis eines jeden Bauern bzw. Tierhalters, dass er bestmögliche Rahmenbedingungen für die Tierhaltung schaffen will. Aber: es muss generell eine Chance geben, dass man überhaupt noch sinnvoll Tierhaltung betreiben kann! Der Hinweis auf tierfreundliche Schweineställe ist eine Ablenkung auf ein komplettes Versagen bei der Bau- und Umweltgesetzgebung. Weil man derzeit praktisch keine Stallungen mehr bauen kann. Geschweige denn dass man noch wirtschaftlich Tierhaltung umsetzen kann. Dies gilt jedenfalls für die Schweinehaltung.
Im Zusammenhang mit der Frage „Geruchsbelästigung“ muss man auch die Grundsatzfrage stellen: ist eigentlich allgemein bekannt, dass Tierhaltung auch mit einer Geruchsentwicklung einher gehen kann? Oder ist auch allgemein bekannt bzw. bewusst, dass wenn in einer Ortschaft z.B. 50 Schweinebauern mit a 400 Schweinen wirtschaften am Ende die „Geruchsbelastung“ gleich groß ist, wie wenn in einem Ort auf 10 Betriebe a 2.000 Schweinderl gefüttert werden?
Schließlich: man will intensiver die Forschung mit der Frage der Geruchsentwicklung beschäftigen. Ohne konkrete Zielvorgabe und konkreter Maßnahmen. Man muss da schon zwei Fragen stellen: Was hat man bisher zu diesem Thema gemacht? Und warum wird der Weg nicht genau definiert? Das ist ein Handeln ohne Plan!
2) Mehr „Urlaub am Bauernhof“ und „Therapiehöfe“
Es ist ein Klassiker der Agrarpolitik in unserem Land: ist diese nicht imstande oder gewillt, die agrarpolitischen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass man wettbewerbsfähig ist, dann wird die Erwerbskombination wie mit „Urlaub am Bauernhof“, „Therapiehöfe“ oder mit „Direktvermarktung“ beschworen! Also man flüchtet auf Nebenschauplätze und will den Bauern wieder neue Dinge rauf dividieren, um vor den Kernproblemen abzulenken.
3) Lebensmittel als Heilmittel etablieren
Liest man diesen Teil der Leuchtturmprojekte, dann stellt sich unweigerlich die Frage: welche „Leuchten“ sind zu dieser Erleuchtung gekommen? Will man damit sagen, dass die bis jetzt erzeugten Lebensmittel nicht gesund waren oder sind? Wer stellt seitens der Bauernvertretung einen derartigen Ansatz in den Raum???
Wo sind die Antworten auf die aktuell brennenden Fragen der Bauern?
Uns ist bewusst, dass die Bauernbundmacher und damit die Kammerführung nun wieder auf beleidigt spielen werden, weil man dieses Leuchtturmdenken kritisch hinterfragt. Tatsache ist, dass wir als aktive Bauern einen derart großen Berg an agrarpolitischen Fehlentwicklungen vor uns liegen haben, welchen man mit keiner einzigen Silbe erwähnt geschweige denn, dass man für deren Lösung einen konkreten Vorschlag auf den Tisch legt! Man muss ungeschminkt die Fragen stellen:
Warum verweigert sich die Bauernvertretung in der Steiermark diesen Fragestellungen?
Warum ist man nicht bereit oder gewillt – wir wiederholen uns hier – zu diesen konkreten Fehlentwicklungen bei den Rahmenbedingungen Stellung zu beziehen bzw. sich endlich auf die Seite der Bauern zu stellen??
Rosstäuscherei und Ablenkungsmanöver
Was man jetzt versucht, medial auf das Schild zu heben ist eine Rosstäuscherei für die Bauern – ein Ablenkungsmanöver, um von den tatsächlichen Problemen des Bauernstandes abzulenken!
Man hat fast das Gefühl, da ist man in einer Wohlfühl-Oase bei Kuchen und Kaffee zusammen gesessen, hat sich gegenseitig erklärt, wie schön die Welt ist und sich beim Programm erstellen wie beim Schreiben eines Briefes ans Christkind die Welt in den schönsten Farben ausgemalt.
Man schreibt „…um Wege zu finden damit die noch existierenden Bauern auch nach 2030 noch eine gedeihliche wirtschaftliche Grundlage finden….“! Sehr geehrte Kammerführung, ihr könnt euch jeden Leuchtturm sparen – denn es wird die meisten Betriebe ohne Lösung der aktuellen Probleme 2030 gar nicht mehr geben!
Wo es brennt? Was vertreibt Bauern von den Höfen? Was braucht es?
Wenn wir als steirische Bauern eine gedeihliche Zukunft haben sollen, dann brauchen wir keine Leuchttürme sondern dann brauchen wir ganz konkret:
1) Reform der Bauordnung wie der Umweltgesetzgebung
Es braucht – sofort – damit wir wieder Stallungen bauen können, eine Reform von Bau- und Umweltgesetzgebung! Die Bauern sind bereit, alle Standards weit über jede Norm zu erfüllen, wenn sie von ihrem Einkommen wieder leben können! Derzeit können wir nichts bauen, weil wir einen Spießrutenlauf an Instanzen vor uns haben, der jede Zukunftsplanung kaputt macht.
2) Einen fairen Wasserwirtschaftsplan
Wir brauchen – sofort – einen gesamtsteirischen Wasserwirtschaftsplan und nicht das Diktat von Wasserlobbyisten, welche den Bauern den Ackerbau wie die Tierhaltung verbieten wollen wie am Beispiel des Regionalprogrammes von Graz bis Radkersburg. Solche Methoden sind der gewollte Todesstoß für die funktionierende Landwirtschaft in diesen Regionen!
3) Marktsteuerung & Regeln
Wir brauchen – sofort – faire Spielregeln mit Marktsteuerung und nicht Leuchten, die uns den Weg in einige Nische erhellen sollen! Wir leben in erster Linie von Märkten und nicht von esoterischen Zaubereien oder von Nischenprodukten! Nische heißt Nische und bleibt Nische.
Der Großteil der Betriebe wird aber immer die Hauptproduktionssparten betreiben. Das sind nun einmal die Tierhaltung mit Rind & Schwein, Geflügel oder Schafe usw., der Ackerbau, der Gemüsebau, der Obst- und Weinbau, die Sonderkulturen sowie Erwerbskombinationen wie Direktvermarktung oder Urlaub am Bauernhof. Jedoch: jede Sparte braucht umsetzbare Rahmenbedingungen und damit Wettbewerbsgleichheit! Die gibt es derzeit nicht!!
4) Stopp des Russland Embargos
Wir brauchen – sofort – ein Ende des Russland-Embargos! Dieser Willkürakt – obwohl wir ein neutraler Staat sind – kostet allein unserer Landwirtschaft jährlich hunderte Millionen Euro, das entspricht beinahe schon den Agrarbudgets, die wir noch haben! In diesem Zusammenhang fordert der UBV auch den kompletten Ausgleich des Einkommensentfalls der heimischen Bauern aus den Bundesmitteln, denn diese untragbare Entscheidung ist ein Fehlverhalten der Bundesregierung.
5) Korrektur der Steuerreform, Steuerleistung auf Basis des echten Einkommens
Jeder Berufsstand zahlt Steuern auf der Basis des wirklichen Einkommens. Die Bauern haben aber eine saftige Steuererhöhung, obwohl die Einkommen seit Jahren auf Talfahrt sind. Während die Bauerneinkommen dramatisch sinken, erhöht der Finanzminister die Steuern. Das muss – sofort – geändert werden. Es dürfte bei einem schwarzen Finanzminister und einem schwarzen Agrarminister kein Problem sein, diesen Unsinn wieder zu korrigieren!
6) Stopp der Verwaltungsflut
Wir brauchen – sofort – einen Stopp der Bürokratie, eine Verwaltungsreform. Die Bauern werden Tag für Tag mit immer mehr Papierkram und Auflagen zugeschüttet! So wird Bauern das Land bewirtschaften wie Lebensmittel erzeugen unmöglich gemacht, bis sie zusperren.
7) Neue Exportmärkte
Wir brauchen – sofort – Lösungen bei Exportmärkten. Warum schafft es z.B. Deutschland, Ungarn oder Polen neue Exportmärkte wie China für ihre Erzeugnisse aus der Landwirtschaft zu öffnen? Und warum hat dies die österreichische Agrarpolitik trotz geschwollener Berichterstattungen über die Auslandsreisen von Seitinger & Co bis jetzt nicht geschafft?
8) Schutz des Arbeitsplatz Bauernhof – Mindesteinkommen für Bauern
Der Arbeitsplatz Bauernhof ist ein zentraler Arbeitgeber im ländlichen Raum. Im Zeitalter, wo man für zig tausende Flüchtlinge das Geld abgeschafft hat, ist es recht und billig darüber nachzudenken, wie man einen Arbeitsplatz am Bauernhof erhalten kann.
Daher braucht es einen Ansatz einer „Mindestsicherung“ je Bauernhof/bäuerlichen Arbeitsplatz. Dies ist gekoppelt an eine Mindestleistung, die jeder aktiv bewirtschaftete Betrieb für das Land, die Region erbringt. Leben am Bauernhof geht einher mit Wirtschaften am Bauernhof. Und damit eine Absicherung des ländlichen Raumes.
Außer Lippenbekenntnisse gibt es derzeit nichts für die Stärkung der ländlichen Räume. Vielmehr werden täglich die Ausbaupläne für die Zentralräume und die damit verbundenen Forderungen an Geld für diese öffentlich gemacht. Was mit dem ländlichen Raum passiert, ist egal! Mehr Macht & damit mehr Geld & damit mehr Kontrolle für die Zentralräume. Womit festgeschrieben wird: „Erst stirbt der Bauer, dann das Land“.
Dem muss massiv entgegen gewirkt werden. Bereits jetzt ersticken die Zentralräume am Verkehr und an vielen anderen negativen Entwicklungen, während dutzende ländliche Regionen ausgeräumt sind, als sei ein Atomkraftwerk hoch gegangen! Daher muss sofort für den Arbeitsplatz Bauernhof eine Mindestsicherung in Form eines Mindesteinkommens her.
Es braucht Lösungen und keine Leuchttürme
Es sprengt den Rahmen jeder Presse-Aussendung, wenn man die nicht gelösten Brennpunkte des Bauernstandes aufzählt. So groß und hell können Leuchttürme aber gar nicht sein, um jene Brandherde, welche täglich die Bauern zum Aufgeben zwingen zu überstrahlen.
Es scheint so, dass man bei den 900 eingeladenen Leuchtturmbauern die Funktionäre des Bauernbundes eingeschworen hat, den Weg der Vernichtung der Arbeitsplätze am Bauernhof zu verteidigen. Bauern vertreten heißt aber nicht Absichtserklärungen schreiben sondern das ist fast immer ein täglicher Kampf um die Existenzen! Dieser Einsatz scheint in der Steiermark nicht mehr zu gelten! Aus der Sicht des UBV braucht es deshalb dringend einen Paradigmenwechsel – weg von der Selbstlobhudelei oder von Ablenkungsmanövern hin zu konkreten Lösungen für die vorhandenen Probleme. Alles andere ist eine Verhöhnung des Bauernstandes.